Heute war es nun endlich so weit – mein 1. Triathlon. Aber laßt mich etwas weiter ausholen.
Ein Läufer, der sich im Forum von Runnersworld aufhält, kommt nicht umhin die tollen Erlebnisberichte der Triathleten zu lesen und so wird man mit der Zeit immer sensitiver gegebenüber dem Virus Triathlon. Auch ich denke schon länger drüber nach sowas einfach mal mitzumachen, aber lange hatte ich weder die Zeit noch die wirkliche Motivation.
Das änderte sich Anfang/Mitte Juli. Nach einger Recherche im Internet stoße ich auf den 27. Schaffhauser Triathlon. Der soll am 14. August stattfinden und er wirbt mit dem Spruch: „Wo sich Leistungssport und Freizeitspaß zu einem unvergleichlichen Wettkampf treffen“ und schreibt „Hier finden sich, säuberlich eingereiht zwischen Hightech-Rennmaschinen, liebevoll gepflegte Alltagsräder; hier tummeln sich inmitten silberschwarz glänzender Neoprenanzüge flatternde Bermuda-Shorts.“
Na, das is doch was für mich, denke ich und schaue mir erstmal die Strecken an. 2,4 km Schwimmen (jedoch im Rhein, d.h. mit der Strömung), 31,5 km Rad fahren (mit über 450 hm) und 7,8 km Laufen (mit über 50 hm). Die Entfernungen allein sollten zu schaffen sein, aber hintereinander und dann noch mit den Höhenmetern, die mir erstmal nicht viel sagten, außer, dass es nach viel klingt.
Und so zog ich am 18.07 aus um die Radstrecke abzufahren – um zu schauen, wie schwer das ist und wie lange ich dafür etwas brauchen werde. Zwar stand mein Rennrad zu dem Zeitpunkt schon daheim, aber ich wollte nicht gleich so eine anspruchsvolle Strecke damit fahren und das war auch eine gute Entscheidung. So nahm ich meine normales Rad (ein CrossBike) und eroberte mit einem Freund die 31,5 km lange Strecke. Es war teilweise ganz schön steil (im kleinsten Gang gings hoch und ich hatte ganz schön zu schnaufen) und am Ende standen 1:38h auf dem Tacho.
Und so nutzte ich die folgenden 4 Wochen um vor allem das Rennrad fahrem am Berg zu üben (der kleinste Gang am Rennrad ist um einiges „größer“ als an meinem Crossrad) und natürlich zu schwimmen (und auch den Neo zu testen) und zu laufen (da aber weniger der hm). Ziele: 30 min schwimmen, 1:30h Rad fahren und 54 min Laufen + Wechsel sub 3h.
Und dann war es soweit… Der große Tag stand vor der Tür… und ich hatte beschissen geschlafen. Ich war wahnsinnig aufgeregt (oder positiv angespannt) und lag im Bett mit Gedanken wie: „und was ist wenn mein Auto nicht anspringt, oder nen Platten hat, oder nen Marder was durchgeknappert hat“ und später dann „mein Rennrad hat nen Platten“. Letztlich stand ich weit vor der geplanten Zeit auf und futterte mein Frühstück um 4:45 Uhr (statt 5:30). Das Fahrrad hatte ich schon am Vortag ins Auto geladen und so blieb noch der Rest (Neopren, Luftpumpe, Wasserflasche, Klamotten, Schuhe etc.). Als alles verstaut war machte ich ich mich kurz nach 5 auf den Weg.
Kurz nach 6 Uhr war ich vor Ort (glücklicher Weise nicht die Erste) und begab mich erstmal zur Startnummernausgabe. Dort bekam ich ein Beutelchen mit: Startnummer, Badekappe und Chip (um mal das Wichtigste zu nennen). Zurück am Auto hieß es ausladen, Rad zusammenbauen und das ganze Zeugs zur Wechselzone zu bringen.
Die Wechselzone: Vielleicht kennen es einige aus dem TV vom Ironman – so schicker blauer Teppich. Nicht bei uns… da gab es ein echtes Stoppelfeld. So mit noch stehenden Halmen und Steinen und jeder Menge Schlamm. Nahe der Natur eben 😀 Und so stapften alle über’s Feld, parkierten ihre Velos (wie die Schweizer sagen) am entsprechenden Platz, und bereiteten ihre pers. Wecheslzone vor: Handtuch, Schuhe drapieren, damits nachher schneller geht. Helm und Sonnebrille auf dem Fahrrad bereitlegen. Jeder hat da sein eigenes System und ich hab mal hier und mal da geschaut und am Ende glaube ich ne ganz gute Anordnung gefunden.
Während alle aufbauten gab es eine kurzes Briefing per Lautsprecher, heißt es wurden alle wichtigen Dinge nochmals angesagt. Wer muss wann an welchem Start stehen, wann fahren Busse, wo sind Verpflegungsstellen usw. Ich habe mir dann noch den Schwimmeingang zur Wechselzone angeschaut, den Weg, den ich laufen muss um zu meinem Rad zu kommen. Ebenso wie die Radausfahrt und den Laufstart.
Um mich herum geschäftiges treiben, hier und da ein kurzes Gespräch, meist mit Schweizern und mittendrin ich, immer noch aufgeregt und schon zum zweiten Mal in der Toilettenschlange. Zum Glück hatte die Wetterprognose unrecht und statt vielen Wolken gab es viel Sonne und so freute ich mich schon sehr dabei zu sein.
Mein Ziel für heute: ankommen. Wenn möglich nicht Letzte werden (auf der Kurzstrecke) und wenn’s geht unter 3h brauchen. Mit diesen Vorgaben gings um 8:10 mit den Bussen zum Start der Schwimmstrecke. Dort treffe ich zwei Mädels mit denen ich die Zeit zum Start gut rumbringen und so stehen wir um 8:45 im Wasser und warten auf den Startschuß.
Schwimmen: 8:50 knallt es und das Wasser fängt an zu brodeln. Wahnsinn. Trotzdem wir uns hinten und außen aufgestellt habe bekomme ich einiges an Tritten und Stößen ab und schlucke schon nach wenigen Metern ordentlich Wasser. Hustend versuche ich sowas wie einen Rhythmus zu finden, aber erst nach einige Minuten beruhigt es sich und ich kann mein Ding schwimmen. Erfreut stelle ich fest, dass ich nicht Letzte bin und dass ich sogar einige vor mir schwimmende einholen kann. Nach 16:58,9 min überquere ich die Zeitmatte und renne in die Wechselzone.
Wechsel1: Die Steine und Halme stören fast gar nicht und so bin ich schnell an meinem Rad. Unterwegs hab ich schon den oberen Teil vom Neo vom Körper geschält, jetzt quäle ich mich aus dem unteren Teil – gar nicht so einfach, wenn die Standfläche wegen umgebender Räder etwas enger ist. Ich ziehe Laufhose und Radshirt über, Socken und Radschuhe an, Helm und Sonnenbrille auf und schon bin ich mit dem Rad auf dem Weg zur Strecke. Am Zeitmesspunkt wird geprüft, dass mein Helm geschlossen ist und ich darf los.
Radfahren: Ich kenne die Strecke, hab Respekt vor der Steigung und denke die ganze Zeit: locker fahren, du musst zwei mal ne gute Steigung hoch. Und so fahre ich ein angenehmes Tempo, werde fast nur von Langstrecklern überholt und überhole ab und an Leute (vor allem welche ohne Rennrad… das macht sich schon bemerkbar und einige Mädels). Nach 10 km kommt die schlimmste Steigung und von Weitem sehe ich schon, dass alle deutlich langsamer werden. Da ich mich noch gut erinnern kann, wie meine Beine gebrannt und ich gekämpft habe, als ich mit meinem Crossrad hoch bin, schalte ich aufs kleinste Blatt (vorn) und recht schnell auch auf’s 2 größte Ritzel (hinten). Also auf den 2. kleinsten Gang. Im Kopf rede ich mir gut zu, dass es keine Schande ist, überholt zu werden. Einfach nur gleichmäßig treten und nicht aus der Ruhe bringen lassen. Und so kurbel ich den Berg hoch und stelle überrascht fest, dass nicht ich überholt werden, sondern nach und nach die Mädels und teilweise auch Männer einsammel. – Oh man… verbrenn ich mein Pulver schon zu früh? – denke ich und kurbel weiter. Denn es ist natürlich antrengend, aber die Beine brennen nicht und das ist gut.
Oben angekommen geht es eine lange Abfahrt hinunter. Ich lasse es rollen, gebe aber nicht zusätzlich speed, da ich doch Respekt hab. Ich bremse in den Kurven soweit, wie ich mich sicher fühle. Werde aber nicht überholt (außer von Langstrecklern, aber die sind echt ne andere Klasse), sondern überhole stattdessen noch ein Mädel. Auf der Geraden kann ich dann nochmal richtig Gas geben und hänge alles ab, was ich am Berg überholt hab. Bei km 24 kommt nochmals ein Anstieg und auch hier überhole ich ständig. Mein Bergtraining hat also echt was gebracht.
Mit einem Dauergrinsen im Gesicht fliege ich der Wechelzone entgegen und ein Blick auf die Uhr verrät mir – ich liege saugut in der Zeit. Mit 1:14:28h für die Radstrecke war ich deutlich schneller als erwartet (Schnitt 25,5 km/h).
Wechsel2: Vor der Wechselzone klicke ich aus und steig vom Rad und renne erstmal an meinem Platz vorbei 🙁 Dann muss ich sehen, dass einer sein Rad in den falschen Ständer gepackt hat, was dazu führt, dass ich meines nicht mehr reinbekomme und so verbringe ich bestimmt 1 min damit die Fahrräder umzustellen um meines unterzubringen. Aber das kann mich nicht wirklich ärgern. Und so schlüpfe ich in meine Laufschuhe, greife mein Käppi und bin auf dem Weg zur Laufstrecke.
Laufen: 7 min/km – das wäre doch ein gutes Tempo (im Mittel) immerhin geht es 50 hm hoch und der Weg ist auch mehr nen Pfad (Trails durch den Wald und über Wiesen). Und so lasse ich es langsam angehen und trabe ruhig die Steigung ab km 1,3 hoch. Unterwegs gibt es jede Menge Verpflegungstellen – leider nur mit eiskaltem Wasser, was mir recht schnell heftige Seitenstechen berscherrt. Daraufhin verzichte ich auf’s trinken und nehme mir nur einen Schwamm zum Körper kühlen. Die ersten 2 km gehen mit 14:15 min durch, die nächsten zwei in 12:21. Ich merke allerdings schnell, dass die Schilder net ganz stimmen können, steht doch ein km mit 4:44 min auf der Uhr – so schnell bin ich sicher nicht!
Immer noch mit Seitenstechen kämpfend kommt km 5 und ich denke jetzt is egal, lauf einfach und so gebe ich etwas Gas und wieder fange ich an zu grinsen, denn ich weiß, ich schaffe es unter 2:30h. Das ist so viel besser als ich zu hoffen gewagt hatte. Als das Schild „noch 600m“ kommt schaue ich auf die Uhr und weiß: ich kann die 2:25 noch knacken und ziehe nochmals etwas an (ob ich wirklich schneller geworden bin, kann ich kaum sagen, aber es fühlte sich zumindest so an 😉 ). Und so renne ich mit einem Dauergrinsen im Gesicht Richtung Ziel. Ein Schweizer ruft mir noch zu „super Leistung“ und nach 2:24:05h renne ich durch’s Ziel. Geschafft, aber endlos glücklich über diese unerwartete Zeit. Für die 7,8 km stehen 47:41 min auf der Uhr (macht einen Schnitt von 6:07 min/km – ich bin mir aber nicht 100% sicher wie lang die Strecke war, überall steht was anderes – bei 7,5 km wären es 6:21 min/km – jedenfalls deutlich schneller!).
Ich bin 56. von 72. gestarteten Frauen auf der Kurzdistanz. Und 30. von 32. in meiner Altersklasse. Ich bin darauf jedenfalls mega stolz 🙂
Bilder sind original von der Seite des Schaffhauser Triathlon
Janni, du bist unser HELD!!
Hab ja alles schon im Detail gehört und bin allen Virsupartikeln (Krankheitsbedingt…) ausgewichen.
Freu mich schon auf den nächsten Bericht, was war es? 4 Wochen 😉
Hallo Janni
Vielen Dank für den spannenden Bericht vom SH-Tri.
Würde mich noch interessieren ob Dir als Rookie der Tri gefallen hat.
Bist Du wieder dabei in Schaffhausen und machst Du fleissig Werbung.
Bin glaub schon zum 10. Mal hier gestartet und mein Einstieg in den Triathlon begann genau hier in SH.
Viele Grüsse und weiterhin viel Spass bei dieser faszinierenden Sportart.
Langdistanzler Börnie 😉
Hi Börnie,
vielen Dank für dein Kommentar! Dann bist du also einer von den Helden (wie ich sie nenne), die die doppelte Distanz zurückgelegt haben. Respekt!
Mir hat der Tria super gefallen und gerade als schlechter Schwimmer lohnt es sich hier dabei zu sein! Sollte es sich ergeben (zeitlich und räumlich) werde ich nächstes Jahr wieder dabei sein, es ist eine klasse Organisation! Und einmal Tria immer Tria 😀
Janni